Ärger in der Nachbarschaft, was tun? – Tulln

Schnell ist es geschehen: ein Ast, der immer weiter herüberragt, ein Baum, der zunehmend den eigenen Garten beschattet, lautes Hundegebell oder spielende Kinder, eine Einfahrt, die immer wieder verparkt wird – die Möglichkeiten an großen und kleinen Ärgernissen mit den Nachbarn sind schnell gefunden.

Kein Problem für eine gelungene Nachbarschaft, denn die wird gekennzeichnet durch:

Nachbar*innen, die sich persönlich kennen und eine Gesprächsbasis in guten Zeiten aufgebaut haben.
Miteinander reden statt übereinander.
Vorhaben, Aktivitäten und laute Ereignisse, die Nachbarn betreffen könnten, werden im Vorfeld kommuniziert.
Störendes/Unangenehmes/Ärgernisse werden frühzeitig angesprochen, ohne den anderen deswegen anzugreifen.
Es herrscht ein Klima des gegenseitigen Respekts.

Menschen, die es geschafft haben mit ihrem Umfeld ein Basisvertrauen aufzubauen, sind auch bei Konflikt und Ärger stabiler und lösungsorientierter.

Nicht zuletzt lebt es sich auch angenehmer neben oder untereinander!

Was tun, wenn es nicht gelingt?

Doch nicht immer haben wir gelernt mit Konflikten konstruktiv umzugehen. Besonders wenn viel Emotion im Spiel ist (das Zuhause ist ein höchst persönlicher Bereich!) schlägt unser Reptiliengehirn gnadenlos zu: Angriff! Flucht! Erstarrung! Alle samt „Notprogramme“ aus grauer Vorzeit, die auch heute noch im Gehirn aktiviert werden bei drohender Gefahr.

In diesem Fall empfiehlt es sich keine Zeit zu verlieren. Hilfreich ist es, Personen hinzuzuziehen, die emotional nicht ins Geschehen involviert sind. Im besten Fall Menschen, die auch kein eigenes Interesse verfolgen oder mit den Beteiligten verwandt sind. Professionelle Streitvermittler sind Mediatoren, aber auch Rechtsanwälte oder Beamte der Polizei. Das Anstreben einer einvernehmlichen Lösung ist auch vor Gericht der erste Versuch.

Der eigene Ärger möchte es zwar meist anders (Rache! Vergeltung!), dennoch heißt es kühlen Kopf zu bewahren. Der einvernehmliche Weg einer Konfliktklärung erspart nicht nur Nerven und Zeit, sondern auch jede Menge Geld.

Doch wohin wenden?

Die Vielzahl an Möglichkeiten, sind gleichzeitig das Problem: wer bzw. was ist die richtige Stelle, um Unterstützung bei Ärger in der Nachbarschaft zu erhalten? Vor allem: sollte ich mich gleich an einen Rechtsanwalt wenden oder gibt es noch andere Möglichkeiten? Der Gang zu Gericht muss nicht zwingend sein, es gibt davor noch viele andere Möglichkeiten das friedliche Zusammenleben wiederherzustellen.

Idee: Anlaufstelle im Rathaus für Nachbarschaftskonflikte

In den letzten Monaten entstand die Idee eine erste Anlaufstelle im Rathaus zu etablieren, die nachbarschaftliche Probleme anhört, Orientierung gibt und nächste Schritte vorschlägt. Aus diesem Grund haben wir Expert*innen eingeladen diese Anlaufstelle mitzugestalten. Vergangenen Dienstag trafen sich Vertreter*innen aus 4 Kanzleien (WKKlaw, Hoffmann/Sykora, Winkler/Riedl, Hetsch/Paulinz), die aktiv dieser Einladung gefolgt sind, mit der Projektleitung der Stadt des Miteinanders an der inhaltlichen Ausgestaltung zu arbeiten. Der Entwicklungsprozess geht weiter, Ziel ist ein Umsetzungsbeginn mit Herbst 2021. Wir informieren weiterhin auf unserem Blog und Newsletter!